Klimaschutz


Deutsche Deponiebetreiber wollen zusätzlich eine Million Tonnen Klimagase einsparen

Die deutschen Deponiebetreiber haben sich gegenüber dem Bundesumweltministerium verpflichtet, bis zum Jahr 2027 zusätzlich jährlich eine Million Tonnen CO2-Äquivalent einzusparen. Hierzu übergab Hartmut Haeming, Vorstandsvorsitzender der Interessengemeinschaft Deutscher Deponiebetreiber e.V. (InwesD), Staatssekretär Florian Pronold am 3. September 2019 auf der Deponie Vereinigte Ville der AVG Köln in Erftstadt-Liblar eine Selbstverpflichtungserklärung.


Durch die früheren Maßnahmen der Deponiebetreiber in Deutschland wurden die Emissionen der Deponien seit 1990 von 34,8 Mio. t CO2-Äquivalenten bereits auf 8,4 Mio. t CO2-Äquivalente im Jahr 2016 reduziert. Die Deponien in Deutschland, zumeist ehemalige Hausmülldeponie der Kommunen und Gebietskörperschaften, haben damit bereits einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung des Einsparungsziels aus dem Kyoto-Abkommen geleistet.

Das von Bundesumweltministerin Svenja Schulze auf den Weg gebrachte Klimaschutzgesetz sieht jedoch weitere Einsparungen vor, um das Klimaabkommen von Paris und die selbstgesteckten Ziele der Bundesregierung, bis 2030 55 Prozent der Klimagase zu reduzieren, einhalten zu können.

In intensiven Gesprächen zwischen der Interessengemeinschaft Deutsche Deponiebetreiber und dem Bundesumweltministerium (BMU) ist es gelungen, technische Wege zu finden, wie Restemissionen der Deponien noch weiter und vor allen Dingen schneller reduziert werden können. So soll die Gasfassung auf den vorhandenen Deponien noch weiter intensiviert und Deponien mit nur noch geringer Gasproduktion belüftet werden, in dem über die vorhandenen Gasbrunnen Luft in den Deponiekörper eingeleitet wird. Dies bewirkt, dass sich die organischen Abfälle aus früheren Ablagerung schneller zersetzen und somit die Produktion des Klimagases Methan deutlich reduziert.

Für beide Maßnahmen wurden von den entsorgungspflichtigen Körperschaften in der Vergangenheit keine Rückstellungen gebildet, weil die heutigen Anforderungen damals nicht bekannt waren. Beide Maßnahmen werden deshalb vom BMU bezuschusst, um eine zusätzliche Belastungen für die Kommunen in Grenzen zu halten.

Im Gegenzug erwartet das BMU von den Deponiebetreibern, dass sie die erwartete CO2-Einsparung auch tatsächlich realisieren. Dieser Selbstverpflichtung haben die Mitglieder der InwesD zugestimmt und in einer Urkunde dokumentiert. Die InwesD leistet so nochmals einen weiteren Beitrag zum Klimaschutz!

Klimagase aus früheren Organikablagerungen

Bis zum 31. Mai 2005 war in Deutschland das Ablagern von organischen Abfällen auf Deponien erlaubt. Seit diesem Zeitpunkt müssen organische Abfälle vorbehandelt, in der Regel in Müllverbrennungsanlagen verbrannt werden.

Abgelagerte organische Abfälle bilden in den Ablagerungsschichten unter Luftabschluss Deponiegas, das zu wesentlichen Teilen aus Methan (CH4) besteht. Methan ist nach neustem IPCC-Bericht für unsere Atmosphäre 28 Mal schädlicher als CO2.

Daher betreiben die Deponien bereits seit vielen Jahren hochmoderne Gassammel- und Gasverwertungseinrichtungen, um die Emissionen des Deponiegases zu reduzieren und gleichzeitig die Energie des Methangases zu nutzen. Aus diesem Gas wird in der Regel Strom und Wärme hergestellt. Nur wenn die Gasproduktion schon weitgehend abgenommen hat und zur Energieproduktion nicht mehr ausreicht, wird das Gas abgefackelt oder bei noch geringerem Methangehalt über sogenannte Methanoxidationsschichten unschädlich gemacht.

Svenja Schulze würdigt Klimaschutzbeitrag der Kreislaufwirtschaft

Nur durch ein intelligentes und ausgewogenes Zusammenspiel aller Verwertungs- und Behandlungsmethoden gelingt eine effiziente und nachhaltige Nutzung der Ressource Abfall. Hierbei spielt der Beitrag der Branche zum Klimaschutz eine wichtige Rolle.
Dies erklärten Vertreter des Vereins „Klimaschutz durch Kreislaufwirtschaft“ vergangene Woche in einem Gespräch mit Bundesumweltministerin Svenja Schulze und Staatssekretär Florian Pronold.
Bei diesem Zusammenspiel bietet die Abfalltrennung die Chance, stofflich verwertbare Abfälle zu nutzen, die mechanisch (biologische) Abfallbehandlung ermöglicht eine weitere stoffstromspezifische Behandlung. Nicht recycelbare Abfälle wandelt die Thermische Abfallbehandlung in nutzbare Energie, aus den Reststoffen werden Metalle zurückgewonnen. Mineralische Ersatzbaustoffe werden für die Verwertung z.B. im Straßenbau bereitgestellt, erläuterten die Branchenvertreter. Thermisch nicht behandelbare Abfälle bzw. inerte Reststoffe werden durch sichere Deponien aus dem Stoffkreislauf ausgeschleust.
So leistet die Kreislaufwirtschaft insbesondere durch den Ausstieg aus der Deponierung unvorbehandelter Abfälle im Jahr 2005 mit weit über 20 Millionen Tonnen vermiedener Treibhausgase prozentual den größten Beitrag. Durch den konsequenten Ausbau der stofflichen und energetischen Verwertung wurde ein zusätzlicher, signifikanter Beitrag zum Klimaschutz geleistet.

Ein besonderes Anliegen der Ministerin war es, sicherzustellen, dass das Know-how der deutschen Kreislaufwirtschaft in abfallwirtschaftlich weniger entwickelte Länder übertragen wird, da das Klima nicht an Ländergrenzen Halt macht. Die Branchenvertreter haben Ihre Unterstützung zugesagt und darauf hingewiesen, dass der Ausstieg aus der Deponierung, zumindest aber eine Deponiegaserfassung und -behandlung, die schnellste Möglichkeit ist, Treibhausgase zu reduzieren.
Ein wichtiger Schritt zum verstärkten Einsatz von Recyclaten und mineralischen Ersatzbaustoffen wäre eine entsprechende gleichrangige oder gar vorrangige Nutzung dieser Ressourcen bei Ausschreibungen der öffentlichen Hand, erklärten die Branchenvertreter.
Man müsse zu dem Punkt kommen, in dem man den Einsatz von Primärrohstoffen nur noch im Einzelfall und mit ausführlicher Begründung vorsehen sollte, wenn geeignete Recyclate oder Ersatzbaustoffe zur Verfügung ständen.
Durch die Verbesserung der Getrennterfassung u.a. im Gewerbeabfallbereich, den verstärkten Einsatz von Sekundärrohstoffen und die weitere Steigerung der Energieeffizienz werden sich in den nächsten Jahren weitere Potenzial heben lassen, um den Beitrag der Branche zum Klimaschutzziel weiter zu steigern.
„Klimaschutz durch Kreislaufwirtschaft“ setzt sich für ein ambitioniertes Klimaschutzgesetz ein und unterstützt Initiativen zur gesamtbilanziellen Bewertung der Klimaschutzanstrengungen der Branche. ITAD repräsentiert hierbei den Bereich der Thermischen Abfallbehandlung.
Teilgenommen haben an dem Gespräch mit Ministerin Svenja Schulz (von links nach rechts) Thomas Grundmann (ASA), Carsten Spohn (ITAD), Herwart Wilms (Remondis Assets & Services), Hartmut Haeming (InwesD) und André Radde (BMU)
Weitere Informationen zum Verein Klimaschutz durch Kreislaufwirtschaft: klima-kreislaufwirtschaft.de